Als der Hobbygärtner Thomas Weber aus Niedersachsen beschloss, das verwilderte Staudenbeet in seinem Garten umzugraben, stieß seine Schaufel auf etwas Unerwartetes: ein massives, rostiges Metallstück. Nach sorgfältiger Arbeit legte er einen schweren, gusseisernen Schachtdeckel frei, verziert mit einem unleserlichen Wappen und der Zahl 1927. Neugierig geworden, aber noch in der Annahme, es handele sich um einen alten Abwasserkanal, wollte er dem Geheimnis auf den Grund gehen – ein Vorhaben, das sich als weitaus spannender herausstellen sollte als gedacht.
Gemeinsam mit seinem Nachbarn, einem passionierten Heimatforscher, stemmte er den festgerosteten Deckel mit Brecheisen auf. Statt modriger Luft oder Wasserrohre erwartete sie jedoch eine trockene, gemauerte Röhre mit einer intakten Eisenleiter, die in die Tiefe führte. Ausgerüstet mit Taschenlampen stiegen sie hinab und fanden sich in einem engen, gewölbten Tunnel wieder, der sich in beide Richtungen in die Dunkelheit erstreckte. Die Luft rohr modrig, aber frisch.
Schnell wurde klar, dass dies kein gewöhnlicher Kanal war. An den Wänden entdeckten sie porzellanene Isolatoren und die Überreste alter, dicker Kabel. In einer Seitennische stießen sie auf eine gut erhaltene, aber staubige Holzkiste. Als sie den Deckel anhoben, fanden sie keinen Goldschatz, sondern etwas für Historiker viel Wertvolleres: originalverpackte Ersatzteile, präzise Werkzeuge und vergilbte Betriebsanleitungen der Deutschen Reichspost, alle datiert auf die späten 1920er Jahre.
Thomas informierte umgehend das örtliche Denkmalschutzamt. Experten identifizierten den Tunnel als Relikt eines frühen Fernmeldenetzes. Es handelte sich vermutlich um einen Verbindungsstollen für Telegrafen- oder Telefonleitungen, der eine wichtige regionale Strecke bediente und nach Modernisierungen in den 1960er Jahren schlicht zugemauert und vergessen worden war. Die gefundenen Gegenstände waren ein Depot für Wartungsarbeiten, eine authentische Zeitkapsel der deutschen Technikgeschichte.
Für Thomas Weber ist sein Garten nun ein Stück lebendige Geschichte. Er arbeitet mit den Behörden zusammen, um den Zugang zu sichern und den Fund zu dokumentieren. „Man lebt jahrzehntelang an einem Ort und ahnt nichts von dem, was direkt unter der Oberfläche schlummert“, sagt er. „Es ist ein faszinierendes Gefühl, ein vergessenes Stück Vergangenheit gehoben zu haben. Das gibt einem schon zu denken, was in anderen Gärten wohl noch so schlummert.“